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otto koenig zinnsoldaten 1980

Otto Koenig, mit seiner Sammlung
von Zinnsoldaten (1980).
Foto: Schimanek

Otto Koenig bediente sich in seinen kulturethologischen Arbeiten seiner profunden Erfahrung die er sich in der Beobachtung von Tierverhalten erworben hatte. Nicht zufällig verwendet er für die Kapitel "Uniform" und "Augenmotiv" in seiner Einführung in die Kulturethologie den aus der Ethologie entlehnten Begriff "Ethogramm" und spricht von den "Grundzügen eines Ethogramms der Uniform". Völlig analog zur Ethologie behandelt er mit akribischer Genauigkeit das Kulturphänomen Uniform als wäre es das Verhalten eines Lebewesens.

Bei der Entwicklung der Kulturethologie kamen ihm zudem sein volkskundliches Interesse und seine Sammelleidenschaft zu gute.

So schreibt Max Liedtke über Koenig:

"Es war sicher ein sehr glücklicher Umstand, dass Otto Koenig, wie seine Skizzenbücher zeigen, schon als Kind neben seiner Vorliebe für biologische Fragestellungen auch ein ausgeprägtes Interesse für volkskundliche Themen (Nikolaus, Krampus Trachten und Uniformen) entwickelte.

Ohne dieses spezielle Interesse hätte der später zunächst doch primär biologisch arbeitende Verhaltensforscher das Paradigma seiner kulturethologischen Forschung nicht gefunden (d.h. Uniform, Auge), erst recht wäre er vermutlich zurückgeschreckt vor dem Umfang der philologischen und empirischen Detailforschung in einem unbekannten Arbeitsfeld. Das wache Interesse an der Uniformgeschichte führte ihn zu der speziellen Literatur, die ihn die Uniformgeschichte "als reinste Phylogenie" erkennen ließ, nämlich die 1942 in dritter Auflage erschienene uniformgeschichtliche Arbeit von W. Transfeldt, und ihm weiterführende Quellen aufschloss. Das ebenso wache Interesse an folkloristischen Motiven und an ornamentalen Strukturen ließ ihn die zahlreichen ritualisierten Augenmotive entdecken.

 

koenig schulheft

Skizzenheft Otto Koenigs als Dreizehnjähriger

 

Die wissenschaftlich große Leistung Otto Koenigs bestand schließlich darin, sich nicht mit der Benennung von Hypothesen und mit der Illustration dieser Hypothesen durch augenscheinlich stimmige Beispiele begnügt zu haben. Er hat mit großem philologischen und sammlerischen Aufwand die Stimmigkeit seines kulturethologischen Ansatzes empirisch überprüft und die Ergebnisse der ersten Untersuchung, in der in allen wesentlichen Grundzügen auch bereits "Die Ritualisierung des Auges in der Ornamentik" behandelt war, alsbald durch die Augen-Arbeit bestätigt. Bei der Abfassung des Augen-Themas konnte Otto Koenig nicht wie im Falle der Uniform auf einschlägige geschichtliche Arbeiten oder auf irgendwelche öffentlichen Sammlungsbestände zurückgreifen. Vielmehr war hier auch die gesamte Quellenarbeit zu leisten. Mit der Uniform-Arbeit war bereits der Name der neuen Disziplin eingeführt, das Arbeitsgebiet dieser Disziplin exakt umschrieben und zwei hervorragende Beispiele ihrer Fruchtbarkeit gegeben (Uniform, Auge). Mit der wesentlich umfassenderen Arbeit "Urmotiv Auge" (1975) hat Otto Koenig schließlich eine Veröffentlichung vorgelegt, die mit noch breiterer empirischer Basis (vgl. Augenmotiv) Inhalte und Methoden der Kulturethologie mit hohem systematischen Anspruch beschreibt."

(Aus: Max Lietdke, "Otto Koenig: Über die Zusammenhänge zwischen Natur und Kultur". In: Lebenselement Wasser. Verein für Ökologie")
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